Bereits bei der ersten Nennung Sommerachs im Jahr 1084 wurde das Dorf mit Weinbergen in seiner Umgebung in Verbindung gebracht. An der Mainschleife wurden aber bereits im Jahr 906 Weinberge erstmals urkundlich erwähnt, weshalb davon auszugehen ist, dass auch in Sommerach damals bereits Wein angebaut wurde.

Bis ins 16. Jahrhundert erreichte der fränkische Weinbau mit schätzungsweise 40.000 Hektar seine größte Ausdehnung. Das fränkische Weinbaugebiet erstreckte sich von der Rhön bis zum Steigerwald und vom Odenwald bis nach Bamberg und war damals das größte zusammenhängende Weinanbaugebiet Europas. Reben wuchsen in über 600 fränkischen Ortschaften. Das geht auf die Gesetzgebung der Realteilung zurück, die in Franken über Jahrhunderte im Erbrecht verankert war. Dazu erzähle ich Ihnen später noch etwas mehr.

Mitte des 17. Jahrhunderts litt der Weinbau in Mainfranken unter den Nachwirkungen des Dreißigjährigen Krieges, der von 1618 bis 1648 gedauert hatte. Die Weinberge waren verfallen, viele Rebstöcke wurden als Brennholz verfeuert. Bei der Rekultivierung verwendeten die Winzer dann erstmals neue Rebsorten, die unter anderem aus dem österreichischen Donauraum importiert wurden. Darunter war auch die Silvaner-Rebe, die 1659 erstmals in Franken angebaut wurde.

Im Jahr 1680 kaufte ein Weinhändler aus der Reichsstadt Nürnberg Wein bei einem Sommeracher Winzer und Ratsmitglied Hans Jörg Fegelein. Auf dem Fass war ein geschnitzter Katzenkopf zu sehen, wodurch die Namensgebung „Sommeracher Katzenkopf“ erstmals im 17. Jahrhundert auftauchte. Viele Sagen ranken sich um diesen Namen.

Im 18. Jahrhunderts führten Fröste und Missernten zum Ruin von vielen Weinbauern in unserer Gegend. Die Rebfläche in Franken ging von 40.000 auf etwa 10.000 Hektar zurück. Durch die einsetzende Industrialisierung ergaben sich zudem neue Erwerbsquelle für Winzer (z., B. Kugellager SW). Dann kam auch noch die Reblaus und so gab es bis 1902 in Franken nur noch etwa 2.500 Hektar Weinland.

In dieser Zeit wurde der Winzerkeller Sommerach gegründet. Das Gründungsjahr datiert auf 1901, wodurch der Winzerkeller Sommerach die älteste Winzergenossenschaft im Anbaugebiet Franken ist. Die Raiffeisenkassen versuchten der Gesamtentwicklung im Weinbau, die zusätzlich durch niedrige Weinpreise belastet war, entgegenzuwirken und schauten auf die neu entstehenden Winzerzusammenschlüsse in den Weinbaugebieten an Rhein und Mosel.

Am 18. Dezember 1901 lud der Verband zu einer Versammlung der Winzer aus Sommerach, Nordheim am Main, Escherndorf, Fahr und Obereisenheim ins Sommeracher Gasthaus zum Schwan und erklärte die Ziele einer Winzergenossenschaft, woraufhin sich mehrere Sommeracher Weinbauern zur Gründung bereit erklärten. Im Weinort Sommerach sind aus dieser Zeit nur noch 44 Weinlagen überliefert. Am 27.12.1901 gründeten rund 35 Mitglieder nach vorausgegangener Versammlung ihren Winzerkeller.

Wirtschaftliche Not, kleine Betriebsgrößen und die Abhängigkeit von wenigen mächtigen Abnehmern sind Faktoren, die heute Kaffeebauern in Lateinamerika oder kleine Milchbauern in den bayerischen Alpen, zur Gründung einer Genossenschaft bewegen. Sie schaffen damit die Grundlage, durch gemeinsame Selbstvermarktung wieder ein adäquates Einkommen für die beteiligten Familien zu erwirtschaften.

Die Gründung einer Genossenschaft und die damit verbundene gemeinschaftliche Vermarktung der Weine, konnte in den vergangenen Jahrzehnten so auch die Existenzen der zahlreichen Klein- und Kleinstbetriebe im Weinbau, die etwa die Hälfte der fränkischen Rebfläche bewirtschaften, in Franken sichern.

So leisten genossenschaftliche Betriebe einen Beitrag zum Erhalt unserer einzigartigen (Wein-) Kulturlandschaft, die erst nach dem Zweiten Weltkrieg (ab Mitte der 1950er-Jahre) wieder einen Aufschwung erlebte.[1] Die Gründung von Genossenschaften, Flurbereinigungsmaßnahmen und die Entdeckung von Pfropfreben waren ausschlaggebend, dass heute in Franken wieder rund 6200 Hektar Weinberge von mehr als 3000 Winzern bewirtschaftet werden.

Die Sommeracher Genossenschaft setzte im Jahr etwa 1,3 Millionen Liter Wein ab. Aktuell sind 90 Familien in der Genossenschaft vertreten. Es werden Flächen von 196 ha in zehn Weinlagen im Maintal und Steigerwald bewirtschaftet. Die Sommeracher Lage Katzenkopf stellt hierunter die wertvollste Lage dar. Die angebauten Rebsorten sind vielfältig und reichen von Silvaner und Müller-Thurgau über Sauvignon Blanc bis zum Cabernet. Das vorherrschende Terroir ist Muschelkalk- und Keuperboden.

 

[1] Quelle: LWG, Der fränkische Weinbau, Dr. Hermann Kolesch